Von der Prozessanalytik zur Weltwirtschaft
GMP - Six Sigma - Lean Management - Manufuture - PAT,
diese durch ihre häufige (Be~)Nutzung fast verbrauchten Schlagworte des industriellen Managements waren für die Prozessanalytiker ungewohnt, zumindest auf ihrem Fachkolloqium.
Die Meinung unter den ca. 180 Besuchern war dann auch geteilt über die sieben, von insgeamt vierzehn, Vorträgen zu diesen Themen,
Die vom automobilen Rahmen des Kolloquiums vermittelte Atmosphäre und Bezüge zur Groß-Produktion erleichterten andererseits das Erkennen der praktischen Bedeutung und Umsetzung der sechs Schlagworte.
In ihrer Einführung (W.-D.Hergeth, R.W.Kessler, S.Küppers) belegten die Autoren mit vier Daten die noch immer hohe wirtschaftliche Bedeutung des verarbeitenden Gewerbes:
- 500 Mrd. € errwirtschaftet in 2003 (gleich einem Viertel der gesamten wirtschaftlichen Wertschöpfung in Deutschland)
- 90% der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung werden durch diese geleistet
- die PAT-Initiative der amerikanischen FDA
- Vision "Manufuture for 2020" der EU
Lean Management (Vortrag Ch. Siegel Daimler Trucks)
kann sinnvoller Weise nur in größeren Betrieben angewendet werden. Doch sollen hierbei nicht die Stellenkürzungen prägend für dieses Modell sein, sondern diese Schwerpunkte
- Weltweite Standards
- Fokussierung der Wertschöpfung in Prozessen
- Kontinuierlicher Vervesserungsprozess (KVP)
- Langfristiges Lernen aus Fehlern und Best Practice Transfer
- Durch die Betrachtung von Qualität und Zeit Kostenreduzierungen herbeiführen
Praktische Anwendung findet diese Methodik in "9 Lean Principles", von denen "go and see" sowie "keep it simple (kis)" sicher überall angwendet werden können.
Six Sigma (Vortrag von H.Koch Robert Bosch GmbH)
in der Fertigung Halbleiterindustrie anzuwenden ist aufgrund der großen Stückzahlen 0ffenbar sinnvoll. Für die Prozessanalytik ist dieser methodische Anzatz wohl zu ehrgeizig.
Die PAT-Initiative (Vortrag Ch.Wölbeling) der FDA
hat in der Pharmaindustrie, einer der konservativsten Industrien überhaupt,
dazu geführt, dass neue Produkte, die durch die sehr teure Forschung und Entwiclung ihre Wirksamkeit bewiesen haben, im Herstellugsprozess nicht mehr verändert wurden. Grund: Der Herstellungsprozess selbst ist validiert, jede Änderung ist ein "change" und mit neuem,Dokumentationsaufwand und ev. mit einem neuen Genehmigungsverfahren verbunden.
Warum also im Herstellungsbereich optimieren?
Manufuture - Die europäische Plattform für die Produktion von morgen (Vortrag P.Post Festo AG&Co.KG)
wird getragen von entsprechenden Organisationen in den einzelnen EU-Ländern.
Sie hat den Anspruch, die entscheidenden Ansatzpunkte zum strukturellen Wandel von einer industriell geprägten Gesellschaft hin zu einer wissensbasierten Ökonomie mit einer forschungs- und innovationsgetriebenen Industrie zu identifizieren. Das Dokument "Vision 2020" benennt diese Ansatzpunkte für die europäische, produzierende Industrie.
Für die Zukunft der industriellen Produktion in Deutschland (Vortrag von H.Höfer BDI),
als Herzstück der Wertschöpfung in Deutschland -rund 24% der Bruttowertschöpfung in 2006- wird noch ein erhebliche Verbesserung notwendig sein.
Inder Weltrangliste für Wertschöpfung liegt Deutschland z.Zt. auf Platz 19. Die vom BDI gewünschte Bildungsoffensive in Deutschland findet allerdings beim BDI keine aktive oder finanzielle Förderung.
Klagen über fehlende Ingenieure und unzureichendes (Aus~)Bildungsniveau waren konsequenterweise auch zu hören, allerdings ohne eine erkennbaren BDI-Ansatz zur Problemminderung.
Deutschland in der globalen Gesellschaft
Das die vom BDI dargestellte industrielle Produktion in Deutschland auch nur ein Teil des Gesamtbildes in der globalisierten Welt darstellt, zeigt der jüngste Global Competitiviness Report des WEF:
In der Rangliste von 131 Ländern
liegt Deutschland auf Platz 5!
Im Business Competitiveness Index
2007-2008
liegt Deutschland auf Platz 2!
Auch zeigt der WEF-Report deutlich die Schwächen in unserer Gesellschaft:
In Higher Education and Training
liegt Deutschland auf Platz 20
In Labor MarktEfficiency
belegt Deutschland den Platz 47
(Kazakhstan: 15)
Globale Wettbewerbsfähigkeit - Global Competitiviness Report
113 Faktoren werden bei der Betrachtung der lobalen Wettbewerbsfähigkeit eines Staates berücksichtigt, um dessen Position im Wettbewerb um geschäftliche Effektivität sowie um Firmenansiedlungen und Investitionen aus dem Ausland zu bestimmen.
Diese Faktoren umfassen u.a. Daten zur Qualität der Straßen, zur Unabhängigkeit seines Justizwesens, zur Zahl der Tuberkulosefälle und zum bürokratischen Aufwand bei einer Arbeitsplatzbestzung.
Zusätzlich werden Entwicklungsstadium und geographische Lage der Länder durch das WEF berücksichtigt.
Der jährliche Global Competitiviness Report des WEF ist allgemein von den Firmen anerkannt als Investitionsgrundlage und für die einzelnen Staaten als eine Möglichkeit, Schwachstellen in ihrer gesellschaftlichen Enwicklung zu erkennen.
Wobei klar ist, dass Competitiviness keine absoluten Daten liefert, sondern nur die Fähigkeit einer Zvilgesellschft beschreibt, das Beste aus dem zu machen was sie besitzt.
Der Vergleich der USA mit Dänemark zeigt dies sehr deutlich an der Frage der Wirkung von Steuerlasten: Dänemark ist trotz seiner hohen Steuerbelastung mit in der Spitzengruppe (Platz 3) des Ranking.
Auch für die Politik gibt es überraschende Erkenntnisse.
Indien, als die größte Demokratie weltweit anerkannt, liegt nur auf Platz 48, im Vergleich zum Staatshandelsland China auf Platz 34. Demokratie hilft Entwicklungsländern nicht beim wirtschaftlichen Wachstum. Erst wenn diese Länder reicher gweworden sind, wie z.B. Chile und Spanien, werden demokratische Strukturen übernommen.
The World Economic Forum (WEF)
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