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Festsymposium 125 Jahre Angewandte Chemie
im Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin am 12. März 2013
mit 1400 Besuchern

Die Chemienobelpreisträger von 1981, 1987 und 1999, die Professoren Roald Hoffmann, Jean-Marie Lehn und Ahmed Zewail, konnten als Redner für das Festsymposium zum 125jährigen Bestehen der weltweit bedeutendsten Chemiezeitschrift, der Angewandten Chemie, am 12. März in Berlin gewonnen werden.
Bereits seit 1962 gibt es neben der deutschsprachigen Ausgabe eine Angewandte Chemie – International Edition in English. Unter dem seit 1982 amtierenden Chefredakteur Dr. Peter Gölitz entwickelte sich die Angewandte Chemie zu einer international stark beachteten Zeitschrift mit den namhaftesten Autoren aus allen Regionen der Welt. Herausgeberin und Inhaberin der Zeitschrift, die im Verlag Wiley-VCH erscheint, ist die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh).

Das Festsymposium wurde eröffnet von der Präsidentin der GDCh, Professor Dr. Barbara Albert. In ihrem Leitartikel zur Jubiläumsausgabe 1/2013 der Angewandten Chemie schrieb sie: „Das Nachdenken über Ideen und die aus ihnen ableitbaren Konzepte und Visionen, die in Artikeln in der Angewandten Chemie publiziert werden, macht Chemie auf höchstem Niveau erfahrbar.“

Zweiter Redner ist der derzeitige Kuratoriumsvorsitzende, Professor Dr. François Diederich von der ETH Zürich. Er betrachtet in seinem Vortrag „125 Jahre Chemie im Spiegel der Angewandten Chemie“. Er schrieb in seinem Beitrag zum Jubiläumsheft: „Dass die deutschsprachige Angewandte Chemie immer noch erscheint und jetzt ihr 125. Jubiläum feiern kann, ist eine Kulturleistung ersten Ranges, für welche die Redaktion der Zeitschrift 2007 mit dem Kulturpreis Deutsche Sprache ausgezeichnet wurde….Sie leistet einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung und Weiterentwicklung der deutschen Sprache in chemischer Forschung und Lehre…“.

Die Symposiumsorganisatoren konnten Frank Schirrmacher, einen der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, für einen Vortrag über „Die Sprache als Rohstoff“gewinnen.
Die weiteren Festvortragenden sprachen über die Rolle der Chemie in der Energiegewinnung und Speicherung (Robert Schlögl und Susumu Kitagawa), in der Materialwissenschaft (E.W. „Bert“ Meijer), in der Biologie und Medizin (Carolyn R. Bertozzi), über Naturstoffsynthesen (Alois Fürstner) und Strukturchemie (Jean-Marie Lehn) und gingen auch auf kulturelle und wissenschaftspolitische Themen ein : Protochemie (Roald Hoffmann), Einfachheit als Konzept (George M. Whitesides) sowie Wissenschaft und Gesellschaft (Ahmed Zewail).

Zum Abschluss lud die GDCh zur großen Angewandte-Chemie-Party im Foyer des Henry-Ford-Baus ein.

 
Prof. Dr. Barbara Albert, Technische Universität Darmstadt
Präsidentin der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)
Sichtbarmachung und Bewertung von Wissenschaft - warum Forscherinnen und Forscher publizieren

Chemische Forschung resultiert im Idealfall in Erkenntnisgewinn und auch in neuen Stoffen, Materialien oder Konzepten, für die die Gesellschaft Verwendung haben könnte.
Es muss nicht erklärt werden, warum solche Ergebnisse schnellstmöglich publiziert bzw. zunächst patentiert werden. Erst die Veröffentlichung macht die Erkenntnis oder die Erfindung der Allgemeinheit zugänglich, der Forschungserfolg wird sichtbar und Forschende erfahren Anerkennung. Herausragende Ergebnisse veröffentlichen Chemikerinnen und Chemiker weltweit bevorzugt in der Zeitschrift Angewandte Chemie, deren 125jähriges Bestehen wir heute feiern. Sie genießt einen Spitzenruf und garantiert Sichtbarkeit ...

... Man versucht den Ruf der Zeitschriften durch Zahlen zu untermauern, beispielsweise den "impact factor".
Vermieden werden sollte, dass ganze Gruppen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ihre Forschungsanstrengungen so ausrichten, dass sie besser zitiert werden. Denn die nachhaltige, auch für kommende Generationen sinnvolle Wirkung unserer Forschung ist in Gefahr, wenn der Forschernachwuchs bei der Themenwahl Moden folgt und Originalität hinten anstellt...

... ,Seit einiger Zeit gibt es die Forderung dass die Ergebnisse öffentlich geförderter Forschung für Jeden kostenfrei zugänglich sein sollten. Diese als "open access" bezeichnete Variante besitzt auf den ersten Blick Charme. Folgende Fragen bleiben völlig offen: Wie funktioniert Qualitätssicherung, wenn Verlage durch zur Publikation angenommene Einreichung verdienen. Was kostet die Umstellung, und wen? Ist der Fortbestand der Verlage gesichert? Lohnt es sich für die Verlage weiterhin, einen Mehrwert zu generieren? Die Gesellschaft Deutscher Chemiker diskutiert diese Fragen zurzeit und erarbeitet eine differenzierte Stellungnahme zu "open access"...

 

Prof. Dr. François Diederich, ETH Zürich
Kuratoriumsvorsitzenden der Angewandten Chemie
125 Jahre Chemie im Spiegel der Angewandten Chemie

... Die historische Entwicklung der Zeitschrift lässt sich dabei am besten in vier Perioden gliedern: die Zeit des Aufschwungs der chemischen Industrie 1887-1913, die Zeit der beiden Weltkriege und die dazwischenliegenden Jahre 1914-1945, die Zeit des Wiederaufbaus und der Konsolidierung 1947-1980 und die Zeit des raschen Wachstums und der Internationalisierung der Angewandten Chemie 1981-2012

Höhen und Tiefen der Zeitschrift reflektieren das politische und wirtschaftliche Umfeld, mit einem großen Aufschwung im Zeitalter der chemischen Industrialisierung bis zum 1. Weltkrieg, dem Abschwung im 1. Weltkrieg und in den darauffolgenden Jahren, und einem erneuten Aufschwung in den 20er Jahren.  Die großen Beiträge der Forschung in Deutschland während dieser Zeit auf den Gebieten der Atomtheorie und der Quantenmechanik ebenso wie der Biochemie (physiologischen Chemie) wurden regelmäßig in Aufsätzen abgehandelt.  Die Zeit des Nationalsozialismus, der leider auch Eingang in die Zeitschrift fand, führte wieder zur Verflachung und mit dem 2. Weltkrieg zum Niedergang der Zeitschrift, welche im Jahre 1946 überhaupt nicht erschien. 
Nach Kriegsende ging es bis Ende der 60er Jahre wieder bergauf; anschließend herrschte eher wieder eine gewisse Stagnation bis Mitte der 90er Jahre.  Seither hat die Angewandte Chemie einen steilen und stetigen, bis heute währenden Aufschwung erlebt.   

... Für die Entwicklung der deutschen Wissenschaftssprache in akademischen und industriellen Laboratorien aber auch in den Gymnasien und in der beruflichen Lehre ist es von großer Bedeutung, dass die Angewandte Chemie auch weiterhin in deutscher Sprache, neben der englischsprachigen Ausgabe erscheint.  Auf diesem hohen Niveau ist dies in den Naturwissenschaften einzigartig.

 

Prof. Dr. Roald Hoffmann, Cornell University, Ithaca, New York (USA)
Chemie-Nobelpreisträger von 1981,
Protochemie schlägt Brücken

Protochemie beschreibt die methodische Basis der Chemie. Sie rekonstruiert die Methoden, die von dem vor-wissenschaftlichen, alltäglichen Umgang mit Stoffen aus der Natur, den Prototypen der Chemie, zu der Wissenschaft der heutigen modernen Chemie führen.

... Die Menschen machten Chemie bevor es Chemiker gab.
Denn die Umwandlung von Stoffen ist dem Menschen quasi angeboren. So lernten sie frühzeitig, Metalle aus Erzen zu gewinnen, um sie für Waffen oder Schmuck und anderes Dekorative zu verwenden; sie lernten, Speisen zuzubereiten und zu konservieren, stellten kosmetische Mittel, Arzneien, Keramiken, Farbstoffe und Reinigungsmittel her, gerbten Leder und mumifizierten ihre Toten. Handwerker, Gewerbetreibende und Künstler entdeckten in jeder Kultur neue großartige Möglichkeiten der experimentellen Chemie.
... Chemie ist heute eine überall anzutreffende Wissenschaft, die die Lebensbedingungen verbessert, heilen hilft, getrennt von der menschlichen Kultur, von den alltäglichen menschlichen Aktivitäten, zu existieren scheint.
Protochemie verbindet unsere Welt – zeitlich und inhaltlich; Geschichten über die Protochemie rücken die Wissenschaft wieder zurecht. Und sie verankern die Wissenschaft fest in den Kontext der Weltkulturen – Chemie in der Kultur, Kultur in der Chemie.

Quelle : Pressemitteilung GDCh



Bildquelle : Analytic Journal

 

 

 

 


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